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Städtebauliches Kolloquium Sommer 2019 „Mischung und Maßstab“

Im Sommer 2019 stand das vom Fachgebiet Städtebau und Bauleitplanung in Kooperation mit dem ILS veranstaltete „Städtebauliche Kolloquium“ unter dem Titel „Mischung und Maßstab“. Die „gemischte Stadt“ – das ist ein Grundkonsens, auf den sich gegenwärtig Architekten und Stadtplaner aller Couleur einigen können.

Die „Kreuzberger Mischung“, in den 1970er Jahren im Vorfeld der Berliner IBA als Kampfbegriff geprägt, ist längst zu einem allgemein anerkannten Vorbild avanciert. Mischen sollen sich einerseits Funktionen, wenn – in Abkehr vom modernistischen Leitbild der funktionsgetrennten Stadt – im selben Quartier gewohnt und gearbeitet werden kann. Man geht außerdem im Allgemeinen davon aus, dass Urbanität nicht nur durch Funktionsmischung, sondern auch durch die Mischung von Menschen verschiedener sozialer Schichten, Herkunft etc. entsteht. Gleichgültig was oder wer gemischt werden soll: wenn wir die physikalische Metapher ernst nehmen, erzeugt das Mischen immer ein gewisses Maß an Unordnung. Der erwünschten Unordnung, wie man sie bewerten soll und wie man sie herstellen kann – diesen Fragen gingen wir in diesem Semester nach. Das Mischen wurde auf verschiedenen Maßstabsebenen untersucht: von der Gesamtstadt über das Quartier bis hin zum einzelnen Bauwerk.

Am 14.05.2019 ging es unter der Moderation von Dr. Ilka Mecklenbrauck um „Mischung in der Stadt“. Nikolai Roskamm (FH Erfurt), der in seinem Referat über „Die Geschichte der Mischungeinführend grundsätzlich über das Leitbild des Mischens an sich reflektierte, strich dessen engen Bezug zum funktionsgetrennten Städtebau des 20. Jh. heraus. Der Vortrag von Johanna Schoppengerd (Hochschule Osnabrück) ging unter dem Titel „Die neue Baunutzungsverordnung - eine Chance für mehr Nutzungsmischung?“ sehr konkret auf eine gegenwärtig unter Stadtplanern kontrovers geführte Debatte ein. Abschließend konnte Thomas Berger, Leiter der Abteilung Stadtplanung der Stadt Lünen, von gelungenen Projekten aus der kommunalen Praxis berichten.

Das Thema der Veranstaltung am 04.06.2019 waren „Gemischte Quartiere“. Unter der Moderation von Prof. Dr. Stefan Siedentop wurde das in Stadtentwicklungsprogrammen häufig recht unkritisch formulierte Ideal der sozialen Mischung in Quartieren hinterfragt. Jan Üblacker (FGW Düsseldorf) griff unter dem Titel „Gentrifizierung ­– gesellschaftliche Ursachen und Auswirkungen in den Quartiereneine Kehrseite sozialer Durchmischungsprozesse auf. Isabel Ramos Lobato (ILS Dortmund) präsentierte unter dem Titel „Soziale Mischung – Begegnungen und Interaktionen im QuartierErgenisse ihrer Forschungen zur sozialen Distanz zwischen im Quartier zusammenlebenden unterschiedlichen sozialen Gruppen. Volker Kersting (ZEFIR/RUB) konnte die zuvor formulierten Beobachtungen anhand empirischer Daten aus seiner stadtsoziologischen Praxis in Mülheim an der Ruhr untermauern.

Am 02.07.2019 wurde unter dem Titel „Hybride. Mischung in Gebäuden“ unter der Moderation von PD Dr. Sonja Hnilica der Maßstab noch etwas kleiner. Als „Hybride“ werden große Gebäude bezeichnet, in denen Funktionen und Personen gemischt und in Kontakt gebracht werden, um „Urbanität im Inneren“ zu erzeugen. Stadtähnliche Großbauten, die in den 1960er und 70er Jahren unter dem Leitbild der „Urbanität durch Dichte“ entstanden, sind gegenwärtig stark umstritten, wie der Vortrag von Karen Beckmann (RMA Architekten, Hannover) mit dem Titel „Dicht und komplex. Das Ihmezentrum in Hannover“ zeigte. Astrid Piber (UNStudio, Amsterdam) demonstrierte in ihrem Vortrag “Designing Cities within Citiesanhand von Projekten des Büros eindrücklich, wie in den aufstrebenden Metropolen Asiens gegenwärtigen großvolumige Mixed-Use-Komplexe neuen Typs entstehen, die die in Europa gewohnten Maßstäbe in vielerlei Hinsicht sprengen. Die Gegenüberstellung von Geschichte und Gegenwart verdeutlichte in der anschließenden Diskussion, welche Potenziale und Herausforderungen im städtebaulichen Konzept hybrider Großstrukturen liegen.

Kontakt: Fachgebiet Städtebau und Bauleitplanung

Foto: „Hybride. Mischung in Gebäuden“ Die Referentinnen des Städtebaulichen Kolloquiums am 02.07.2019 (von links) Karen Beckmann, Sonja Hnilica, Astrid Piber (Foto: Jose Mauricio Velazco Londoño, TU Dortmund)