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Der Modal Split als Verwirrspiel

In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Straßenverkehrstechnik befassen sich Christian Holz-Rau, Karsten Zimmermann (TU Dortmund: European Planning Cultures) und Robert Follmer (infas) mit der Aussagekraft des Modal Splits zur Beschreibung der Verkehrsstrukturen und Verkehrsentwicklung in Städten. Kurz gefasst: Der Modal Split greift zu kurz.

In vielen Städten ist die Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs (MIV) erklärtes Ziel der Verkehrspolitik. Als Erfolgsmaßstab dient häufig der Modal Split, in der Regel ausgedrückt als Anteile der Verkehrsmittel an den zurückgelegten Wegen (relativer Modal Split). Dabei wird oft vor allem die Entwicklung des MIV-Anteils betrachtet. In einigen deutschen Städten ist der MIV-Anteil in den letzten Jahrzehnten gesunken. Die hier präsentierten Daten aus Verkehrserhebungen in Großstädten (vertiefend betrachtet wurden Münster und Hannover) zeigen aber, dass der relative Modal Split des Bewohnerverkehrs zu deutlichen Fehleinschätzungen der tatsächlichen Verkehrsentwicklung verleiten kann. In den Städten Hannover und Münster hat trotz sinkender MIV-Anteile im Modal Split des Bewohnerverkehrs die Verkehrsbelastung durch den MIV absolut zugenommen.

Aufgrund dieser Resultate und entgegen oder sogar gerade wegen seiner Eingängigkeit sollte der relative Modal Split nicht zur Beschreibung von Entwicklungen und Städtevergleichen und ebenso nicht als Zielgröße städtischer Verkehrspolitiken verwendet werden. Sinnvoller sind, ermittelt auf Basis von Verkehrsbefragungen, die absoluten Kenngrößen der Fahrtenhäufigkeit sowie die dabei zurückgelegten Distanzen nach Verkehrsmitteln. Diese Befragungen sollten nicht nur das Kerngebiet sondern auch das Umland betrachten, um die Verflechtungen zwischen Umland und Stadt einzubeziehen. Ein solcher Zugang sollte durch systematische Verkehrszählungen, auch des Radverkehrs, ergänzt werden. Derartige Zählungen beziehen dann zusätzlich die Entwicklungen des Güter- und Wirtschaftsverkehrs ein sowie bei einer entsprechenden Lage der Zählstelle die Entwicklung der Verflechtungen zwischen dem Umland und der Stadt. Entsprechend sollten sich die Zielformulierungen der strategischen Planung nicht auf den relativen Modal Split des Bewohnerverkehrs der Städte, sondern auf die Wegehäufigkeiten und Distanzen nach Verkehrsmitteln, möglichst für die gesamte Region, sowie auf die Verkehrsbelastungen im Netz beziehen. Wir hoffen auf Ihr Interesse an der Langfassung:

 

Holz-Rau, Christian; Zimmermann, Karsten; Follmer, Robert: Der Modal Split als Verwirrspiel. In: Straßenverkehrstechnik 62 (8): 539-550 Vorgestellt und diskutiert wurden die zentralen Ergebnisse auf dem Straßen- und Verkehrskongress der FGSV e.V. am 12.9.2018 in Erfurt und bei der gemeinsamen Jahrestagung der Arbeitskreise Verkehr und Geographische Handelsforschung der Deutschen Gesellschaft für Geographie (DGfG) am 7.6.2018 in Lüneburg.