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Kapitel zu geographischen Wissensordnungen im Kontext der Digitalisierung

Die Digitalisierung, verstanden als techno-sozialer Prozess, beeinflusst nahezu alle Bereiche der Gesellschaft. Allerdings schreiten die entsprechenden Entwicklungen eher langsam und über längere Zeiträume hinweg voran, weshalb resultierende Veränderungen möglicherweise erst im Nachhinein deutlich werden. Noch weniger offensichtlich sind die Auswirkungen digitaler Technologien auf das Konzept des geographischen Raums, das, verstanden als eine Menge sozial konstruierter Beziehungen zwischen Einheiten auf der Erdoberfläche, an sich schon abstrakt ist.

Doch der geographische Raum als Konzept unterliegt derzeit einem starken Wandel. Digitale Technologien können Geographien ermöglichen oder behindern, ihre Gestaltung und Wahrnehmung beeinflussen oder Handlungen auslösen, die eine räumliche Manifestation aufweisen. Ein aktuelles Kapitel (siehe Vollreferenz unten) von René Westerholt (Fachgebiet Raumbezogene Modellierung) bietet eine Diskussion über geographische Wissensordnungen, die sich unter dem Einfluss der Digitalisierung zu verändern scheinen. Zunächst liefert eine Einführung in die technologischen und soziokulturellen Aspekte des Einflusses digitaler Prozesse auf geographische Räume die Grundlagen für die zu diskutierenden Veränderungsprozesse. Darauf aufbauend werden verschiedene digital-geographische Raumkonzepte aus der Humangeographie vorgestellt, da diese die Kontexte sind, in denen digital beeinflusste geographische Informationen entstehen. Letztere bilden die Grundlage für Wissen. Daher werden verschiedene prototypische Formen geographischer Informationen kurz vorgestellt. Die anschließende Diskussion der sich wandelnden geographischen Wissensordnungen zeigt, dass die Digitalisierung zu einer Mischform des Wissens über geographische Sachverhalte führt: Auf der einen Seite gibt es digital beeinflusstes lokales Erfahrungswissen (aus erster Hand), das auf der anderen Seite auch Merkmale von formalisiertem propositionalem Wissen aufweist. Darüber hinaus wird in diesem Kapitel argumentiert, dass die Geographie trotz gegenteiliger Projektionen vor allem aus den 1990er Jahren als organisierendes Strukturelement für Wissen an Bedeutung gewinnt, und zwar nicht in traditioneller Weise in Bezug auf Länder oder Regionen, sondern in unregelmäßiger und hyperlokaler Weise über Orte, die sowohl digital als auch physisch präsent sind.

Westerholt, R. (2023). Geographische Räume, neu konstruiert. Zur Konstruktion, Kuratierung und Analyse digitaler Geographien. In: Berger, J., Wübbena, T. (eds.): Wissen ordnen und entgrenzen – vom analogen zum digitalen Europa?, Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz – Beihefte, 141 (4), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 87–114. DOI: 10.13109/9783666302312.87.