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Gemeinwohlorientierte Bodenpolitik und Stadtentwicklung: 13. Wohnungspolitisches Kolloquium 2020

Das 13. Wohnungspolitische Kolloquium fand am 07. Oktober 2020 erstmals digital statt. Somit wurde die langjährige Zusammenarbeit zwischen dem IRPUD, dem Fachgebiet Stadt- und Regionalsoziologie und der NRW.BANK in einem alternativen Format erfolgreich fortgeführt. Im Rahmen der Veranstaltung wurden grundlegende Instrumente der „Gemeinwohlorientierten Bodenpolitik und Stadtentwicklung“ beleuchtet, Vorgehensweisen diskutiert und Akteur*innen identifiziert. Es meldeten sich ca. 130 Expert*innen aus Verwaltung, Wissenschaft, Wohnungswirtschaft und zahlreichen anderen Institutionen zum Kolloquium an, auch Studierende zeigten reges Interesse am Thema.

Die Bodenfrage ist für Bund, Länder und Kommunen eine der derzeit wichtigsten Herausforderungen. Insbesondere durch starke Bevölkerungsdynamiken und enorm steigende Immobilienpreise rückt die Gemeinwohlorientierung in der Bodenpolitik und Stadtentwicklung erneut zunehmend in den Vordergrund.

Vor diesem komplexen wohnungs- und stadtentwick­lungs­politischen Hintergrund setzte sich das Kolloquium das Ziel, aus unterschiedlichen fachlichen Perspektiven Möglichkeiten und Herausforderungen einer gemeinwohlorientierten kommunalen Entwicklung zu identifizieren und konkrete Anregungen für die Arbeit in Kommunen zu geben.

In einem wissenschaftlichen Einstieg wurde eine bundesweite Bestandsaufnahme zu Akteur*innen und Partnerschaften einer gemeinwohlorientierten Stadtentwicklung präsentiert. Junge, aber auch etablierte (Boden-)Stiftungen agieren demnach expansiv am Wohnungsmarkt um Wohnraum Spekulationsprozessen zu entziehen. Zwar entfaltet das Segment der Stiftungen eine bislang nur geringe Relevanz auf den Wohnungsmärkten, leistet dabei jedoch einen erheblichen Beitrag zur Weiterentwicklung von alternativen Wohn- und Eigentumsformen sowie Finanzierungsmöglichkeiten. 

Die Bedeutung der Gemeinwohlorientierung und die Forderung der Stiftung Trias nach einem „Gemeingut Boden!“ waren die zentralen Inhalte des zweiten Vortrags. Zur langfristigen Zweckbindung und gemeinwohlorientierten Bewirtschaftung von Boden wurde unter anderem die konsequente Nutzung des Erbbaurechts hervorgehoben.

Wie eine Gemeinwohlorientierung in wachsenden Großstädten aussehen kann, wurde anhand von Praxisbeispielen aus Leipzig und Berlin aufgezeigt. Das Netzwerk Leipziger Freiheit – als zentrale Beratungsstelle und Baustein des Wohnungspolitischen Konzeptes der Stadt – berichtete von den Aktivitäten zur Förderung kooperativer und bezahlbarer Wohnprojekte und der pilothaften Umsetzung des Konzeptverfahrens. Erfahrungen zur experimentellen Umsetzung eines vom Community Land Trust (CLT) inspirierten Modells thematisierte der Vortrag der Stadtbodenstiftung Berlin. Neben den Ursprüngen des CLT wurden seine zentralen Bestandteile und Besonderheiten – wie etwa die nachbarschaftliche Selbstverwaltung – herausgestellt und seine Potenziale zur Eindämmung von Verdrängungs- und Gentrifizierungsprozessen diskutiert. 

Die vier fachlich spannenden Beiträge leiteten in interaktive digitale Diskussionen über. Potentiale und Handlungsfelder einer gemeinwohlorientieren Bodenpolitik und Stadtentwicklung sowie das Instrumentarium zur erfolgreichen Umsetzung konnten am frühen Nachmittag in entsprechenden Arbeitsgruppen vertiefend diskutiert werden. Die Diskussionen speisten sich aus Erfahrungswerten der teilnehmenden Kommunen, benannten die Aktivierung und Vernetzung diverser Akteur*innen als eine wesentliche Herausforderung und formulierten Forderungen zur Steigerung der Gemeinwohlorientierung.