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Der Emscher-Umbau als große Chance für Quartiersentwicklung

Seit 2017 begleitet das Kompetenzfeld Metropolenforschung (KoMet) der Universitätsallianz (UA) Ruhr im Rahmen einer Forschungskooperation den Emscher-Umbau als größtes Infrastrukturprojekt Europas für die Region. Nach bereits zwei erfolgreichen Tagungen zu den Themen Gesundheit und Governance widmeten sich das KoMet und die Emschergenossenschaft am Montag im Lensing-Carrée Conference Center (LCC) in Dortmund der Entwicklung von Quartieren im Emscher-Gebiet.

„Unser Emscher-Umbau ist mehr als ein abwassertechnisches Projekt. Die Renaturierung der Emscher ist zugleich Motor der städtebaulichen Entwicklung im Revier – mit internationaler Strahlkraft. Diese Chancen müssen wir aber als Region, Städte, Emschergenossenschaft und viele weitere Partner noch viel stärker nutzen“, sagt Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft. „Denn die Emscher-Quartiere gehören zu den benachteiligten Quartieren im Revier – und das muss sich ändern. Mit der Tagung wollen wir beleuchten, welche positiven Integrations- und negativen Ausgrenzungseffekte in den Emscher-Quartieren stattfinden – und mit welchen Maßnahmen wir Quartiere und Menschen stärken können.“

Vor diesem Hintergrund diskutierten über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aktuelle soziale und politische Herausforderungen in der Emscher-Region mit Akteuren aus Wissenschaft und Praxis.

Oberbürgermeister Ullrich Sierau eröffnete die Tagung und wies auf die positive Entwicklung des Emscher-Umbaus in Dortmund hin: „Am Phoenix See wie in Dortmund-Hörde insgesamt ist erlebbar, wie ein wasserwirtschaftliches Projekt positive Effekte für die Stadtentwicklung hat: neue Arbeitsplätze, mehr Wohnraum, touristische Angebot und ein verbessertes Image der Stadt.“

Prof. Wilhelm Heitmeyer von der Universität Bielefeld ist einer der renommiertesten deutschen Desintegrationsforscher und Begründer des Indexes zu Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, hielt die Eröffnungsrede – und forderte alle demokratischen Kräfte auf, sich entschieden für mehr Anerkennung in den Quartieren und gegen autoritäre Versuchungen zu stellen.

Prof. Dr. Susanne Frank von der Fakultät Raumplanung nahm auch gleich Bezug auf den Phoenix See: „Mit Blick auf das Phoenix-Projekt werden Diskussionen um Gentrifizierung in Dortmund seit Jahren geführt. Auch andernorts bereiten die möglichen Folgen des Emscher-Umbaus vielen Menschen Sorgen. Das Spannende ist nun: Empirisch sind in der Region – jedenfalls bislang – kaum Gentrifizierungsprozesse im klassischen Sinne zu erkennen!“

Der Umbau der Emscher bietet vielmehr die Chance, Quartiersentwicklung mitzugestalten. Prof. Paetzel sagt dazu: „Der Strukturwandel ist bei uns im Revier nicht abgeschlossen. Als aktiver Akteur in der Region werden wir als Emschergenossenschaft in Zukunft noch stärker daran mitwirken, die Mehrwerte des Emscher-Umbaus zu befördern, bspw. über städtebauliche Projekte wie am Wasserkreuz in Castrop-Rauxel/Recklinghausen, wo im Rahmen von Emscherland 2020 u.a. der Natur-und Wasser-Erlebnis-Park, das Brückenbauwerk „Sprung über die Emscher“ und die Emscher-Promenade realisiert werden. Hier werden neue Stadtquartiere entstehen.“

Prof. Dr. Jens Gurr von der Universität Duisburg-Essen und Sprecher des Kompetenzfeldes Metropolenforschung der UA Ruhr verweist in diesem Zusammenhang auf die besondere Aktualität des Themas und betont: „Die Diskussionen des heutigen Tages zeigen die Chancen der Kooperation mit Akteuren aus der Praxis und die Notwendigkeit interdisziplinärer Arbeit in der Metropolenforschung – gerade bei einem so komplexen Thema wie dem Emscher-Umbau“.

„Durch die Verbesserung der Lebensqualität leistet der Emscher-Umbau einen positiven Beitrag zur Umweltgerechtigkeit in der Region“, erläuterte Prof. Dr. Jörg-Peter Schräpler von der Ruhr-Universität Bochum. Zugleich betont er aber auch, dass „die meisten Kinder in der Region in sozial benachteiligten Bezirken aufwachsen, in denen die Bildungschancen geringer sind als in sozio-ökonomisch konsolidierten Bezirken.“ Daher sei es wichtig, „dass das Ruhrgebiet und die Emscher-Region in Bezug auf das Qualifikationsangebot im Wettbewerb mit anderen Regionen nicht weiter zurückfällt“.

In der abschließenden Podiumsdiskussion zwischen Michael von der Mühlen (NRW-Staatssekretär a.D.), Prof. Dr. Reiner Staubach (HS Ostwestfalen-Lippe), Birgit Zoerner (Stadt Dortmund), Prof. Klaus Wermker (Kommunalberatung) und Prof. Dr. Jörg-Peter Schräpler (Ruhr-Universität Bochum) ging es um konkrete Fragen der Praxis: Wie kann städtische Sozialpolitik in Quartieren gelingen? Was können Stadtteilsozialarbeiter wie bewirken? Wie kann eine bessere Koordination der einzelnen politischen Ebenen gelingen?

Mehr Informationen zum Kompetenzfeld Metropolenforschung finden Sie hier 

Kontakt: Dennis Hardt